Pflanzliche Wirkstoffe: Sanfte Medizin oder wirkungsloser Aberglaube?

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Regal mit HeilkräuternDie Entwicklung der Medizin ist eine Geschichte, die von diversen Einflüssen geprägt wurde. Naturbeobachtungen, Selbstversuche, religiöse Aspekte, wissenschaftliche Methoden und ideologische Einflüsse wurden über Jahrtausende hinweg miteinander vermischt. Die Vorstellung einer evidenzbasierten Medizin ist ein sehr moderner Gedanke, der jahrhundertealten Ballast aus der Heilkunde entfernt hat. Doch immer noch gibt es zahllose Vorurteile und Mythen, die sich in der Bevölkerung hartnäckig halten.

Was heißt sanfte Medizin?

Im Grunde steckt dahinter der Wunsch nach einer möglichst nebenwirkungsfreien Behandlung. Aggressive Medikamente werden nur dann eingesetzt, wenn der Nutzen den potenziellen Schaden bei weitem überwiegt. So zum Beispiel in der Chemotherapie: Um hartnäckige Krebserkrankungen zu behandeln, greifen Ärzte zu Substanzen, die den gesamten Körper schwächen und enorme Nebenwirkungen auslösen können. Da dies oft die letzte Hoffnung todkranker Patienten ist, nimmt man diese Effekte in Kauf.
Geht es um weniger schwerwiegende Beschwerden, so werden sich Therapeuten davor hüten, Mittel zu verwenden, die am Ende noch gravierendere Nebenwirkungen haben. Der Wunsch, keinen Schaden anzurichten, wird von allen Medizinern geteilt.
Problematisch ist der Begriff der sanften Medizin immer dann, wenn damit Heilversprechen verknüpft sind, die nicht erreicht werden können. Eine wirkungslose Misteltherapie kann den schweren Weg der Chemotherapie nicht ersetzen.

Vielseitige Anwendungen: CBD

Eine der ältesten Heilpflanzen der Menschheit ist Cannabis, der Hanf. Seine Inhaltsstoffe zählen zu den am besten untersuchten und vielseitigsten Wirkstoffen überhaupt. Besonders vielversprechend für evidenzbasierte Medizin ist CBD, das Cannabidiol. Dieser Stoff findet sich auch in hohen Konzentrationen im nicht berauschenden Nutzhanf. Die weiblichen Blüten der Pflanze sind Ausgangsstoff für Extraktionen und Zubereitungen, um diverse Anwendungsgebiete zu erschließen.
Fans der Phytotherapie können mittels Öl oder Butter eigene Extrakte herstellen und diese dann für Kosmetik, Wellness oder Kochrezepte einsetzen. Dabei wird das aus der Blüte gelöste CBD für den Körper verfügbar gemacht. Die unterschiedlichen zur Verfügung stehenden Sorten stehen für ein ganzes Spektrum an Wirkeffekten und Verträglichkeit. Schließlich enthält die Hanfblüte dutzende Cannabinoide, die gemeinsam synergistisch aktiv sind und ihre Effekte gegenseitig verstärken.

Wirkungen und Nebenwirkungen

Neben so vielseitigen und verträglichen Stoffen wie CBD bietet die Natur überdies auch hocheffiziente und spezifisch wirksame Substanzen. Die pazifische Eibe enthält Giftstoffe, Taxane, welche sich zur Therapie von mehreren Krebsarten eignen – allerdings erfordert dies sorgfältige Überwachung exakte Dosierung. Deswegen wird nicht einfach das Naturprodukt eingesetzt, sondern genau definierte pharmakologische Zubereitungen mit reproduzierbarer Zusammensetzung. Und auch dann ist der Einsatz oftmals von unangenehmen Nebenwirkungen wie Erbrechen und Schmerzen begleitet.
Ähnlich das Digitoxin aus dem roten Fingerhut: Die Substanz ist potent genug, um einen erwachsenen Menschen zu töten. Doch in der richtigen Menge kann sie die Herzfunktion stärken und Leben erhalten. Dabei ist die korrekte Dosierung ein Job für Profis: Die Dosis, welche die Herzprobleme eines Erwachsenen behandeln hilft, kann für ein Kind schon tödlich wirken.
Abgrenzen muss man dies von Heilkräutern der Volksheilkunde, die eher als Hausmittel eingesetzt werden und bei starken Beschwerden in der Regel nicht die alleinige Rettung sind.

Fazit

Wir müssen uns von der Vorstellung einer sanften und wohlwollenden Natur lösen und gleichzeitig der Angst vor pharmakologischen Wirkstoffen rational begegnen: Evidenzbasierte Medizin fußt auf wissenschaftlich nachweisbarer therapeutischer Wirkung und grenzt effektive Phytotherapie damit zum Beispiel von wirkungslosen Placebos wie Bachblüten oder Homöopathika ab.

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