Was sind eigentlich Düngemittel?
Alles was Pflanzenwachstum ermöglicht und fördert kann man als Pflanzendünger bezeichnen. Oft denken wir an chemisch- synthetische Düngemittel, die bei ihrer Herstellung sehr viel Energie verbrauchen. Wir denken an Gülleseen und an die Verseuchung von Gewässern. Tatsächlich zählt sogar CO2 dazu, zugeführtes Kohlendioxid, das bei Pflanzen im Gewächshaus das Wachstum beschleunigen kann. Und sogar Schwefeldioxid – Abgase aus der Kohleverbrennung – düngen Kohl und andere schwefelbedürftige Pflanzen. Hier sieht man deutlich – erst die Dosis macht das Gift.
Saharastaub ist Dünger für ganze Ökosysteme rund um den Globus, zum Beispiel für den Amazonas Regenwald. Die mineralstoffreichen Partikel aus Trockengebieten enthalten die Nährstoffe, die in extrem regenreichen Gebieten längst aus dem Boden ausgewaschen sind. Und so fruchtbar gerade der Regenwald mit seinen Baumriesen auch aussehen mag, das Ökosystem lebt von der sprichwörtlichen Hand in den Mund, im Kreislauf mit sich selbst. Der Boden ist ausgelaugt. Es sind die verrottenden Baumriesen selbst, die die Nährstoffe für neues Wachstum liefern. Die Zufuhr von Nährsalzen wie Kalzium und Magnesium aus der Sahara verhindert langfristig die Verarmung und Degradierung.
Humus, Kompost und Mist
Wenn organisches Material abstirbt setzt die Verrottung ein. In Wüstengebieten wird alles zu Staub und von ungebremsten Winden verweht. In gemäßigten Gebieten entsteht Humus. Insbesondere passiert das in natürlichen Wäldern und anderen Grünlandstandorten, denn nicht nur Regenwürmer sondern vor allem Pilze im Boden zersetzten totes Material und setzten Nährstoffe wieder frei.
Die Gründüngung beziehungsweise die Flächenkompostierung sind sehr alte, sinnvolle Methoden in der Landwirtschaft. Gemeint ist, dass abgemähte Pflanzen auf dem Acker untergepflügt werden oder dass Kuhmist und anderer Tierdung auf der Weide verrottet. Man erzielt eine mehr oder minder gleichmäßige Anreicherung von Nährstoffen und Humus auf der Fläche und fördert beziehungsweise erhält so die Fruchtbarkeit. In konzentrierterer Form kann man etwas Ähnliches auch auf Hügelbeeten und Hochbeeten betreiben. Rasenschnitt, Äste, Garten- und Küchenabfälle, Kaffeesatz oder Eierschachteln, alles wird zu Humus. Doch bereits bei der natürlichen Kompostierung auf einem Komposthaufen macht es einen großen Unterschied ob Koniferen- Astschnitt verrottet oder Küchenabfälle. Auch bei rein pflanzlichen und rein organischen Ausgangssubstanzen entstehen unterschiedliche Pflanzendünger mit höheren oder niedrigeren Gehalten an den einzelnen Nährstoffen und mit unterschiedlichen pH-Werten.
Das Minimumgesetzt ist nachhaltig und ökologisch
Die Voraussetzungen für ein gutes Pflanzenwachstum sind komplex, denn kein Düngemittel allein lässt alle Pflanzen gleichermaßen gut wachsen. Ob Bäume, Rasen, Obst oder Gemüse, Blumen oder Blütensträucher, alle Pflanzenarten haben leicht abweichende Bedürfnisse. Sie gedeihen am Besten, sind am gesündesten und wachsen am schnellsten bei für sie optimalen Bedingungen und das heißt nicht: am Meisten von allem. Zuviel Stickstoff, zu viel Wärme, zu viel Wasser, zu viel Kalk, all das kann Pflanzen schädigen oder Pflanzenwachstum limitieren, genauso wie zu wenig davon. Bei der mineralischen oder chemischen Pflanzendüngung ist dies besonders entscheidend. Sehr schnell wird ein Nährstoffüberangebot zu unverträglichen pH-Werten im Boden führen, zu Salzbelastungen und zur fehlenden Aufnahme beispielsweise von Eisen. Eine Pflanze wird ihr Wachstum an dem Nährstoff ausrichten, der für ihren Bedarf im Minimum ist. Mehr Stickstoff, Kalium oder Phosphor helfen nicht, wenn Mangan oder Bor fehlen! Dieses Minimumgesetz erkannten schon der Chemiker Justus von Liebig und der Agrarwissenschaftler Carl Sprengel vor knapp 200 Jahren! Insbesondere bei der mineralischen oder flüssigen Pflanzendüngung ist es also unumgänglich, genau zu wissen, was die Pflanzen wirklich brauchen und auch was das Düngemittel enthält. Mit organischen oder rein pflanzlichen Düngern und Kompost ist dies weniger heikel, und obendrein nachhaltig und umweltschonend.
Als guter Gründünger geht auch die Ackererbse (Pisum sativum var. Arvense) in der Aussaat bis Mitte September. Im Winter stirbt sie ab, aber reichert bis dahin den Boden mit Stickstoff an, schützt ihn vor Erosion und unterdrückt andere ungewünschte Pflanzen. Zudem ist sie relativ Preiswert und lässt sich leicht selber vermehren. Als Bonus hilft sie gegen Kohlhernie (Krankheit), da sie ja ein Schmetterlingsblütler ist.
Zudem lassen sich die Pflanzenreste im nächsten Frühjahr in den Boden einarbeiten – ganz ohne Nährstoffverlust.
Eine oft vergessene Zwischenfrucht im Privatgarten.