Nun ist es offiziell – auch im Jahr 2021 werden die beliebten Musikfestivals Rock am Ring und Rock im Park nicht stattfinden. Die durch die Coronapandemie verursachte Zwangspause stellt für überzeugte Festivalgänger natürlich einen herben Schlag dar. Doch vielleicht kann ein weiteres Jahr ohne Festivals auch eine Chance darstellen – eine Chance, um Festivals in Zukunft nachhaltiger zu gestalten.
Umweltsünde Festivals
Festivals sind der pure Spaß. Endlich raus aus dem Alltag und rein in eine ganz eigene Welt. Einfach mal die Großstadt hinter sich lassen und im Niemandsland für ein paar Tage eine kleine, eigene Festivalstadt mit ihren eigenen Regeln und Gesetzten aufbauen. Das an sich klingt nicht unbedingt umweltunfreundlich. Doch was Festivals letztlich zu Umweltsünden macht ist ihre Kurzlebigkeit. Denn ihre komplette Infrastruktur ist nur temporär. Hier soll natürlich auf nichts verzichtet werden – Strom, Wasser und Sanitäranlagen sind ein Muss. Das Problem an dem Komfort im Niemandsland wird dann oft erst im Nachhinein deutlich: Berge von Plastikmüll, von Dieselgeneratoren verpestete Luft. Die Folge davon sind die apokalyptisch anmutenden Bilder von Plastikwüsten, die mittlerweile so zur Festivalsaison gehören wie der obligate Regenschauer.
Lösungen für nachhaltigere Festivals
Festivalbetreiber sind sich dieser Problematik durchaus bewusst und bieten mittlerweile zahlreiche innovative Lösungsvorschläge an. So wurde beim St Gallen Open Air Musikfestival erfolgreich ein Zeltpfand eingerichtet – mit einer beeindruckenden Rückgabequote von 92 Prozent. Andere Festivals, wie das Tollwood in München, setzen auf Bio-Streetfood um den Emissionsabdruck der Veranstaltung zu begrenzen. Auch alternative Anreisemethoden stellen einen möglichen Faktor für grünere Festivals dar. So bietet beispielsweise das Fusion Festival in Mecklenburg den sogenannten „Bassliner“, einen eigenen Reisebus, an. Dieses Angebot wurde in der Vergangenheit von ungefähr rund einem Drittel der insgesamt 70 000 Besucher des Festivals genutzt. Das sind also rund 23 000 Menschen, die dieses nachhaltige Angebot genutzt haben und gemeinsam Emissionen eingespart haben.
Natürlich kann die Umweltverantwortung nicht ausschließlich auf die Besucher der Festivals abgeschoben werden. Auch Veranstalter können versuchen, nachhaltigere Lösungen für die Großveranstaltungen zu finden. Hier ist die Energieversorgung der Events ein Schräubchen, an dem effektiv gedreht werden kann um zu einer steigenden Nachhaltigkeit von Festivals beizutragen. Bühnentechnik, Beleuchtung und Essensstände sind alle auf Strom angewiesen. Doch stinkende Diesel-Generatoren sind hier mittlerweile nicht mehr die einzige Option, um die so sehr benötigte Energie zu generieren. So gibt es auch nachhaltige Alternativen, wie beispielsweise Sonnenenergie betriebene Energieträger. Dabei müssen Festivalbetreiber nicht einmal große Investitionen tätigen, das sie einfach ein solches Stromaggregat mieten können.
Mehr Nachhaltigkeit nach der Krise
Festivals sind sicher schon auf einem guten Weg, um ihrem schmutzigen Ruf entgegenzuwirken. Die Corona bedingte Zwangspause bietet nun ein Zeitfenster, in dem Konzepte überdacht und angepasst werden können – für den maximalen Festivalspaß nach der Krise, ganz ohne schlechtes Gewissen.