Einheimische Pilze sind internationale Stars
Die Chinesische Morchel Auricularia auricula-judae, beziehungsweise den Mu Err Pilz kennt jeder, der schon einmal chinesisch gegessen hat. Extrem beliebt in der ostasiatischen Küche verwundert es doch, wenn man erfährt, dass dieser Pilz in Deutschland und Mitteleuropa einheimisch ist. In unserem Kulturraum kennt man ihn als Judasohr oder Holunderschwamm. Wie die vielsagenden Namen verraten, wächst dieser Pilz ohrenförmig aus seinem Substrat, bevorzugt aus abgestorbenen Holundersträuchern. Das Judasohr hat in Deutschland sogar eine Heiltradition, die beispielsweise Hildegard von Bingen bekannt war. Deutsche Forschungen führten zum Nachweis einer Blutgerinnungshemmung und damit dem potentiellen Einsatz bei Durchblutungsstörungen, gegen Arteriosklerose und vorbeugend gegen Thrombosen. Internationale Untersuchungen bestätigen eine Senkung des Cholesterinspiegels, leberschützende und krebshemmende Eigenschaften. Das Judasohr ist einer der potentesten und ältesten Vitalpilze überhaupt! Doch anders als in der Traditionellen Chinesischen Medizin in der dieser Pilz seit 2000 Jahren genutzt wird, geriet die Pilzheilkunde bei uns nahezu in Vergessenheit.
Von Judasohren und Samtfußrüblingen
Ähnlich mag die Geschichte von Flammulina velutipes, dem Samtfußrübling, Winterpilz oder Enoki-Take sein. Jedenfalls ist er nicht nur ein kulinarischer Hochgenuss sondern ebenfalls ein Heilpilz mit starken Wirkungen und Anwendungen gegen Bluthochdruck, zum Schutz der Magenschleimhaut, zur Vorbeugung vor Herzinfarkt und Schlaganfall und gegen Krebserkrankungen. Wie beim Judasohr ist Deutschland sein natürliches Verbreitungsgebiet. Der flammend gelb bis rot gefärbte Hut und der im Alter samtig schwarze Stiel sowie sein Wachstum mitten im Winter begründen die Bezeichnungen für diese Pilzart. Bevorzugt wächst der Samtfußrübling an Weiden. Begehrt ist der Enoki-Take genauso wie der Mu Err in der asiatischen Küche. Züchtungsbemühungen und Kulturerfolge in Japan und China reichen bei beiden Holzbewohnern über 1000 Jahre zurück. Beide Arten sind gefragte Marktpilze und erzielen Millionenumsätze. Inzwischen kann man die Pilze auch bei uns in Haus und Garten kultivieren.
Die Natur, wenn wir sie natürlich belassen
Doch wo sind die einheimischen Pilze geblieben, jene die weit verbreitet, eigentlich flächendeckend in Deutschland wachsen können? Pilze, die wie Judasohr und Samtfußrübling im Winter erscheinen und geerntet werden können, als echte Bereicherung des Speisezettels und voller wertgebender Inhaltsstoffe und Vitamine… Wenn man genau hinschaut, kann man sie entdecken, in Gebüschen und Hecken, in Bruchwäldern und Flussauen. Sie wachsen an Totholz und an kranken Bäumen, häufig also an sehr alten Holundersträuchern beziehungsweise uralten Weiden im Auwald. Beide Edelpilze wachsen nicht im durchforsteten Nutzwald und sicher nicht im Fichtenforst. Selbst der weit verbreitete Zunderschwamm ist in Forsten selten geworden. Alle diese Pilze brauchen mehr Wildnis und mehr alten Baumbestand, mehr liegen- und stehenbleibende Stämme, mehr nicht bereinigte Landschaft und mehr natürliche Waldränder. Samtfußrüblinge und Judasohren können aber in verwilderten Gärten an Stubben von gefällten Weiden und Holundersträuchern wachsen, solange das Totholz dort verbleiben darf. Mehrmals im Jahr, und zwar im Winter, kann man dann von Ihnen ernten.
Pilzbrut für den Samtfußrübling und das Judasohr versendet Tyroler Glückspilze.
Buch zum Thema:
Speisepilze selbst anbauen – für drinnen und draußen. Von Stefanie Goldscheider
BLV-Verlag München, 112 Seiten, über 100 Farbfotos und Illustrationen, 15 Euro, ISBN 978-3-8354-1805-9.
Die beliebtesten Speisepilze stecken voller gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe und sind oft Vitalpilz und Speisepilz in einem. Zu Ihnen gehört das Judasohr und der Samtfußrübling aber auch der Shiitake, die Seitlinge, der Igelstachelbart, der Schopftintling und die Champignons. Diese delikaten Arten können in Haus und Garten zu unterschiedlichen Jahreszeiten und insgesamt von Januar bis Dezember frisch angebaut werden. Das Buch zeigt praktikable Anbaumethoden für den Einstieg in die Pilzzucht zu Hause. In 15 ausführlichen Porträts werden die am einfachsten und sichersten zu kultivierenden Pilzarten vorgestellt.
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cool
Sehr interessanter Beitrag. Das Thema Speisepilze kommt bei mir immer mehr auf!
Viele Dank für die Infos.
VG
Daniel