Die Klimakatastrophe ist überall sichtbar
Die Klimaerwärmung, die seit Jahren nicht nur messbar sondern auch fühlbar für uns alle ist, hat uns in Mitteleuropa in den letzten Jahren Hitze und Dürre gebracht und nun Überschwemmungen in unvorstellbarem Ausmaß. Weltweit ereigneten sich nie gekannte Feuer, nie gekannte Stürme und nie gekannte Hitzewellen und Dürreperioden. Feuer vernichteten Wald, Flora und Fauna in Australien, im brasilianischen Amazonasbecken und in den ausgedehnten Mooren und Wälder Sibiriens. Insgesamt ist eine unvorstellbare Naturraumvernichtung überall auf der Welt im Gange, gefördert durch die Klimaerwärmung. Und immer brennen Wälder, die Sauerstoffproduzenten, die Luftfilter und Lungen und die CO2 Speicher unserer Erde.
Klimazonen formen Landschaften und Lebensweisen
Was verbinden wir gedanklich mit der Sahelzone? Ein großes Gebiet in Ostafrika, das immer wieder durch katastrophale Hungersnöte auffiel aber auch durch Überschwemmungen meist nach Jahren verheerender Dürren. Dürren, die Ernten komplett ausfallen und Tiere beziehungsweise große Tierherden verhungern ließen. Nach solchen Dürrejahren kamen irgendwann die Starkregen und spülten den ungeschützt und brach liegenden Boden weg. Wir in Mitteleuropa sprachen dann gerne von Überweidung als Ursache, erklärten womöglich Ziegen zu den Schuldigen. Dass die Menschen in diesem Klima ihre Ernährung nicht durch Ackerbau mit dem Pflug sichern können wird von technikgläubigen Mitteleuropäern gerne übersehen. Anders als früher können die Nomaden mit ihren Tierherden auch nicht mehr dahin wandern, wo es noch Futter gibt, denn die Lebensräume werden immer kleiner.
Was bleibt übrig von den gemäßigten Breiten?
Beim Jahrhunderthochwasser 2002 hatten bis dahin in Mitteleuropa nie gesehene Niederschlagsmengen nie dagewesene Zerstörungen angerichtet. Gleich 2003 bescherte uns dann die erste brutale Jahrhundert-Dürre, der die Dürrejahre 2018, 2019 und 2020 allerdings den Rang abliefen. Doch wir hatten auch das Oderhochwasser 2010, das Elbehochwasser 2013, die Flutkatastrophen in Simbach am Inn und in Braunsbach 2016. Das Jahr 2021 wird nun mit vielen Ortsnamen im Ahrtal und anderswo verbunden werden, mit unermesslichen Schäden und schrecklichen Schicksalen.
Beim Jahrhunderthochwasser 2002 war Biothemen.de noch ganz neu, die Autorin frisch zurück von der Wüstenforschung. Damals brachte Biothemen.de das Elbehochwasser auch in Verbindung zum Waldsterben. Der Zusammenhang zwischen sterbenden Wäldern und Überschwemmungen ist ein ganz direkter. Flutkatastrophen haben nicht nur mit der Klimakatastrophe zu tun. Es liegt nicht am CO2 allein! Und es ist nicht nur der sterbende Wald. Auch Wiesen und Weiden, früher oft moorig, wurden ihrer enormen Wasserspeicherkapazität beraubt. Sie wurden wie der Waldboden durch große schwere Maschinen verdichtet. Auf Ackerflächen wird der Humus durch Überdüngung und Pflügen abgebaut.
Dazu mehr hier: Landnutzungsänderung, der Klimakiller
und: CO2-Speicher Humus – Moor, Wald, Wiese
Was Wald alles ausmacht
In erster Linie und ganz direkt hilft Wald besser als alles andere gegen Überschwemmungen. Es ist eine Tatsache, dass selbst sintflutartige Regenfälle in intakten Waldgebieten kaum Schaden anrichten. Der Wald saugt sehr viel Wasser auf wie ein Schwamm. Dazu tragen die Bäume, die übrige Vegetation und der humusreiche Waldboden bei. Auch intaktes Grünland saugt viel Wasser auf, die Pflanzenschicht und die Humusschicht, je dicker desto besser. Intakter alter Wald und Dauer-Grünland sorgen für Versickerung ins Grundwasser und für sehr langsamen Wasserabfluss.
Flächenversiegelung und Dürre – eine Teufelsspirale
Was wir in Deutschland haben ist ein durch die vergangenen Dürrejahre stark geschädigter und teilweise auch vernichteter Wald. Tote Bäume und abgeholzte Wälder verlieren ihre Schwammfunktion. Nicht nur das, sie halten auch den Boden auf dem sie stehen nicht mehr fest und auch nicht sich selbst. Alles rutscht. Und man will es kaum noch erwähnen und doch ist es notwendig: Die Flächenversiegelung und die Zersiedlung lassen Wald zu etwas anderem werden als es einmal war. Sogenannte Ausgleichsflächen für Versiegelung, Abholzungen und Flächenverbrauch werden zwar aufgeforstet, doch ob die Bäume nach ein paar Jahren noch leben wird nicht nachverfolgt. Und auch der Waldboden oder die dicke Humusschicht von umgebrochenem Grünland sind dadurch nicht wieder da! Aus abgestorbenen, heruntergefallenen Ästen und trockenem Laub gibt es in Dürrejahren praktisch keine Humusbildung mehr. Das trockene Zeug auf dem Boden saugt das plötzlich auftretende Wasser nicht auf und hält es nicht fest. Dürre zusammen mit Flächenversiegelung verschlimmern die Situation wie in einer Teufelsspirale.
Wir rechnen alles schön
Wald ist nicht die Ansammlung von ein paar Bäumen auf zerstückelten Flächen mit jeweils ein paar hundert Quadratmetern. Wald ist auch kein Forst mit einer genetisch identischen Baumart einer Altersklasse, die regelmäßig genutzt, das heißt abgeholzt wird. Und Wald ist eventuell auch nicht oder nicht mehr die in Landkarten ausgewiesene Waldfläche, wenn er vielleicht 2018, 2019 oder 2020 vertrocknet ist. Doch diese einstmaligen Waldflächen liegen den CO2 Berechnungen, unseren errechneten Klimazielen zu Grunde. Ober dieser Wald noch eine CO2-Senke ist, die er sein sollte und als die er berechnet wird, ist die eine Frage. Die andere Frage wird gar nicht erst gestellt, ob der Wald seine anderen waldtypischen Funktionen noch erfüllt: die grüne Lunge sein und der effektivste Wasserspeicher und Wasserrückhalt.
Wald ist weit mehr als die Gegenrechnung für eine ausgeglichene Klimabilanz und die Möglichkeit noch ein paar mehr große Autos fahren zu lassen. Die Natur prüft es nach.
Ein sehr lehrreicher Artikel. Ich lese ihn mit Freude.