Was ist eigentlich basisch?
“Basisch” ist das Gegenteil von “sauer”. Chemisch betrachtet sind Basen Substanzen, die in Wasser eine Lauge bilden. Basen erhöhen den pH-Wert einer wässrigen Lösung. Basen neutralisieren Säuren und umgekehrt. Basen wie Säuren sind ätzend und zersetzen Stoffe. In der Chemie sind Basen in Wasser gelöste Alkalien wie Natrium, Kalium, Magnesium und Kalzium – also unsere wichtigsten Mineralstoffe. Ihre Gegenspieler sind entweder anorganische Säuren wie Salz- oder Schwefelsäure. Oder es sind Carbonsäuren wie die Essigsäure und Zitronensäure. Carbonsäuren sind organisch und werden aus Kohlenhydraten gebildet, also aus Zucker und Stärke.
Basische Ernährung historisch
Wenn man Lebensmittel verbrennt, bleibt Asche übrig. In der Asche sind alle Mineralstoffe des Lebensmittels vorhanden, Eiweiß und Kohlenhydrate vernichtet. Asche kann sauer oder alkalisch reagieren, je nachdem welche Bausteine überwiegen. Fleisch und Fisch reagieren sauer, denn sie enthalten wenig Mineralstoffe und viel Eiweiß. Pflanzliche Kost reagiert basisch. Verschiedene Ernährungswissenschaftler und Mediziner des frühen 20. Jahrhunderts stellten die Theorie auf, dass eine chronische Übersäuerung des Blutes die Ursache vieler Krankheiten sei. Zur Vorbeugung vor Krebs, Osteoporose oder Arthrose empfahlen sie basische Lebensmittel.
Auch wenn die Theorie wissenschaftlich nicht bewiesen ist, so sind sich doch alle Ernährungsexperten darin einig, dass basische Lebensmittel in der Tat gesund sind und einen Großteil der Ernährung ausmachen sollten. Basisch sind in erster Linie Gemüse aller Art, aber auch Vollkornprodukte und Saaten. Säurebildner wie Weißmehlprodukte, Fleisch, Wurst, Fisch und Süßigkeiten aller Art sollten nur zu kleinen Anteilen konsumiert werden. Pflanzliche Lebensmittel mit ihren hohen Ballaststoff-, Vitamin- und Mineralstoffgehalten sind die Grundlage jeder gesunden Ernährung.
Graue Theorie und bunte Praxis
Wie unklar die Theorie der basischen Ernährung dennoch ist, wird offenbar, wenn man verschiedene kursierende Meinungen und Tabellen zu Säure- und Basenbildnern vergleicht. Über den Säure- oder Basengehalt von bunt gemischtem Obst, von Getreidearten, Soja, Nüssen, Pilzen, Milchprodukten und Kaffee herrscht weitgehende Uneinigkeit. Das mag an selbsternannter Expertise ohne fundiertes Wissen liegen. Tatsache ist aber auch, dass Gehalte von Zucker-, Eiweiß Stärke- und Mineralstoffen in natürlichen Lebensmitteln wie Äpfeln oder Sojabohnen Schwankungen unterliegen. Dies zeigt, dass die Theorie von der basischen Ernährung viel zu dogmatisch und so nicht haltbar ist. Die Natur und der Mensch sind flexibler. Denn was Äpfel und Sojabohnen können – ihre Säure- und Basenzusammensetzung zu verändern, je nach Wachstumsbedingungen, das kann auch der menschliche Organismus – durch Ausscheidung über Harn und Schweiß. Davon abgesehen ist ein saures Milieu von Magensaft, Schleimhäuten und der Haut unbedingt erforderlich zur Abwehr von pathogenen Pilzen und Bakterien – im Wechselspiel mit einem basischen Milieu von Speichel, Darminhalt und Blut.