Giftige Pyrrolizidin-Alkaloide in Beuteltees

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Die hohe Giftigkeit der Pyrrolizidin-Alkaloide ist altbekannt. Sie sind krebsauslösend, leberschädigend, führen zu Fehlbildungen und schädigen das Erbgut. Und nun finden sie sich in Babytee? Pyrrolizidin-Alkaloide oder PAs sind immer wieder die Ursache von Todesfällen bei Menschen in armen Ländern. Unsichtbar im Brot beziehungsweise Mehl können Unkrautsamen PA-haltiger Pflanzen mit vermahlen sein. Und wie bei Mehl, kann der Kunde und Verbraucher auch in Beuteltees die einzelnen Bestandteile nicht mehr sehen. Im Getreide aus südlichen Ländern ist Crotalaria – eine Hülsenfrucht, die Wicken ähnelt, der Hauptverursacher der Vergiftungen mit Pyrrolikzidin-Alkaloiden. Bei uns gewährleisten Mühlen und Müller mit hoher Verantwortung und Sachkenntnis die Lebensmittelsicherheit und putzen zuverlässig alle Unkrautsamen aus dem Getreide, bevor dieses vermahlen wird. Wieso nun Babytee?

Jacobs-Kreuzkraut
Jacobs-Kreuzkraut

In Deutschland bekannt geworden sind Vergiftungen mit Pyrrolizidin-Alkaloiden durch grüne Blattsalate. Diese Salate enthielten statt Rucola, wie deklariert, fälschlich Blätter des Jakobs-Kreuzkrautes, die Rucola-Blättern auf den ersten Blick ähnlich sehen. Erfahrene Erntehelfer, Bauern und Gärtner machen solche Fehler sicherlich nicht!
Das Jakobs-Kreuzkraut und die in der gesamten Pflanze enthaltenen Pyrrolizidin-Alkaloide ist auch verantwortlich für akute Vergiftungen und Todesfälle bei Weidetieren und Pferden. Früher machte man sich in den Grünlandgebieten die Mühe alle Kreuz- beziehungsweise Greiskraut-Arten zu bekämpfen, notfalls von Hand. Die PA’s schädigen nicht nur die Tiere, sie gehen auch in Milch, Käse, Fleisch und Eier über. Und – PA’s gelangen über den Blütenpollen sogar in den Honig.
Für die meisten Vergiftungen sind diese Greiskräuter (Gattung Senecio) verantwortlich, von denen es in Europa  ca. 60 Arten gibt. Weltweit sind es an die 1000 Arten. Ein besonderes Problemunkraut ist das Jakobs-Kreuzkraut. Es ist die Ursache der giftigen Pyrrolizidin-Alkaloide in Baby-Tees.

Schlamperei und das Verticken schlechter Qualitäten

Gegen Unkraut – ob giftig oder harmlos – werden in der konventionellen Landwirtschaft Herbizide eingesetzt. Die ausgebrachten Mengen werden immer mehr zum weltweiten Problem für das Ökosystem, das Trinkwasser und die Gesundheit. Auch in ökologisch bewirtschafteten Äckern darf der Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkrautes nicht einfach tatenlos zugesehen werden. Die Beseitigung des Kreuzkrautes, am Besten vor dessen Blüte um die Aussamung zu verhindern, ist notwendig. Jakobs-Kreuzkraut verursacht weit mehr Schaden als nur die Minderung des Ertrages. Zur Unkrautbekämpfung in Bio-Betrieben gibt es Maschinen und es braucht ein vernünftiges Management, manchmal auch Handarbeit. Auf jeden Fall muss das Kreuzkraut vor der maschinellen Ernte des Kräutertees beseitigt werden. Blätter und Blüten des hochgiftigen Kreuzkrautes gelangen sonst mit in den Fenchel, Minze-, Melisse- oder Kamillentee. Derart hohe Belastungen mit Pa’s beziehungsweise Verunreinigungen mit giftigen Unkräutern wie sie nun im Baby-Tee bekannter Hersteller erneut offensichtlich wurden, zeigen die fehlende Pflege der Anbauflächen und die mangelhafte Qualitätskontrolle beim Hersteller! Erschreckend ist aber auch die Tatsache, dass die belasteten Tees allesamt Beuteltees sind. Staubfeiner Tee, umhüllt im Beutel. So können minderwertige Erntequalitäten am besten versteckt werden. Blüten oder Blätter des Kreuzkrautes würden in losen Tees auffallen. Bei Herstellern von echten Arzneitees würde eine so schlechte Qualität niemals in den Handel kommen. Die trockene Ware wird bei der Warenkontrolle per Lupe und Mikroskop sowie sensorisch und chemisch analysiert, die falschen Bestandteile in diesen Mengenanteilen wären sichtbar und würden zur Abweisung der Charge führen.

Sekundäre Pflanzenstoffe – Nutzen und Risiko

Sekundäre Pflanzenstoffe sind wichtig – für die Pflanze und für unsere Gesundheit. Für die Pflanze regeln die sekundären Pflanzenstoffe viele Vorgänge – sie schützen vor zu viel Strahlung oder Dürre, vor Pilzkrankheiten oder vor Insekten. Durch ihre Bitterkeit sind viele Substanzen gegen Fraßfeinde, also gegen Insekten und auch gegen Weidetiere gerichtet. Giftpflanzen sind immer aufgrund ihrer jeweiligen sekundären Pflanzenstoffe giftig. Einige davon können tödliche Gifte sein wie in Herbstzeitlose, Maiglöckchen, Fingerhut oder Jakobs-Kreuzkraut. Die Unterscheidung zwischen nützlich und schädlich, gesund und giftig treffen wir Menschen schon seit Menschengedenken. Das Gleiche tun die Tiere. Auch sie wissen aus Erfahrung welche Pflanzen oder Pflanzenteile sie fressen dürfen und welche nicht.
Zu den sekundären Pflanzenstoffen zählen aber auch die krebshemmenden Bitterstoffe aus Grüntee und die Scharfstoffe aus Knoblauch und Kohl. Sekundäre Pflanzenstoffe sind häufig die medizinisch-pharmazeutisch nutzbaren Bestandteile der Pflanzen, beispielsweise in den ätherischen Ölen. Sekundäre Pflanzenstoffe sind wirksam für Herz und Kreislauf, als Entzündungshemmer, Schmerzmittel, zur Krampflösung, Verdauungsförderung und Beruhigung. So zum Beispiel die Kamille, deren Blüten denen des Kreuzkrauts ähnlich sehen. Kamille-Anbauflächen müssen besonders sorgsam von Hand geerntet oder zuvor von Kreuzkraut zu 100% bereinigt werden. Auch bei Bärlauch muss erwartet werden, dass er absolut frei von Maiglöckchen ist.

Die Folgen des Preisdrucks in der Landwirtschaft

Das Jakobs-Kreuzkraut und andere Greiskraut-Arten nehmen durch schlechtes Management und fehlende Pflege von Wiesen und Weiden sowie Äckern zu. Die biologische Bekämpfung wäre möglich und sinnvoll. Sie erfordert das regelmäßige Mähen vor der Blüte des Jakobs-Kreuzkrautes. Als Heu oder Silage geerntet werden darf eine Kreuzkraut-reiche Wiese nicht! Langfristig wirksam ist aber das rechtzeitige Beweiden vor der Aussamung. Kühe fressen auf der Weide selektiv und lassen das Kreuzkraut stehen. Nach dem Abweiden muss gemulcht, das heißt gemäht und zerkleinert werden, so dass es nicht zur Bildung von Samen kommt. Auf die Dauer werden Greiskräuter so zurückgedrängt. Die Heu-Qualität und die Grünfuttermenge lassen sich ebenfalls damit steigern. Doch leider fehlen in unserer industrialisierten Landwirtschaft die Arbeitskräfte und die Bezahlung für solche Maßnahmen, schon allein für das Mähen in der Landschaftspflege. Und ehe wir es uns versehen, fehlen Arbeitskräfte und Bezahlung auch für die notwendige Unkrautregulierung im ökologischen Landbau vor der Ernte von Teekräutern und Schnittsalaten.

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