Was bedeutet Rohkost?

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Am Anfang war nur Rohkost

Bis zur Beherrschung des Feuers durch den Steinzeitmenschen Homo erectus vor 1,8 Millionen Jahren aßen Tiere und Menschen das selbe: Rohkost. Rohkost bedeutete damals das Sammeln von Beeren, Früchten, Nüssen und Samen, das Ausschlürfen von Vogeleiern oder Bienenwaben samt Brut, das Essen von fetten und proteinreichen Würmern und Insekten oder ihren Larven aber auch von fetten Kleinsäugern und fetten Fischen sowie von Schnecken, Fröschen, Reptilien, Vögeln und allem was man fangen und roh schlucken konnte. Ohne Zweifel war die steinzeitliche Rohkost reich an Vitalstoffen und arm an Kohlenhydraten und Transfetten, die uns heute in Form von Diabetes und Herz- und Gefäßkrankheiten zu schaffen machen. Zuckrig süße Früchte wie Feigen und Datteln, stärkehaltige Kastanien und fette Samen, beispielsweise von Hanf, gehörten sicherlich aber dennoch zur Urkost, die auch Paleo-  (von Paläolithikum) oder Steinzeitdiät genannt wird..

Rohkost ist mehr (oder weniger?) als unerhitzte Nahrung

Nachdem unser Urahn in Ostafrika gelernt hatte, aus Waldbränden oder Blitzen entzündete Feuer für sich zu nutzen um Fleisch zu grillen, Tongefäße zu brennen und Wurzeln darin zu kochen, war Schluss mit Rohkost: Das Essen wurde nahrhafter und konnte leichter verdaut werden. Die Nahrungsquellen wurden reichhaltiger, weil viele pflanzliche Giftstoffe durch Hitze zerstört und die Pflanzen oder Pilze dadurch erst essbar werden, zum Beispiel Soja und Bohnen. Mindestens seit 30 000 Jahren verfügt der Mensch auch über die Kunst aktiv Feuer zu machen: mithilfe von Funken der Feuersteine und mit dem Zunderschwamm konnte überall und jederzeit mobil gekocht, gebraten und gebacken werden.
Langfristig entwickelte sich die Landwirtschaft. Es etablierte sich die Haltung von Nutztieren und der Anbau von Nahrungspflanzen inklusive ihrer Züchtung. Kartoffeln, Reis, Getreide, Kochbananen und Mais, Oliven und Wein – sie alle wurden im Lauf der Jahrtausende immer größer gezüchtet. Vitamine und Mineralstoffe im Obst und Gemüse wurden im Vergleich zu Wildfrüchten und Wildkräutern sozusagen verdünnt. Spätestens hier beginnt die Kritik der Rohköstler, welcher Ausprägung auch immer, an unseren heutigen Lebensmitteln. Es verschwanden Fasern und Bitterstoffe aus der Nahrung. Man lernte die Verarbeitung zu Brot und Bier, Wein und Olivenöl. Der Mensch hatte aber auch Honig, Fleisch und Eier ohne Wildtiere vernichten zu müssen. Und man hatte Milch und lernte die Herstellung von besser haltbaren Milchprodukten und Käse.

Fehlentwicklung Lebensmittelindustrie oder – woher sollen die Nährstoffe kommen

Leider wurde diese Entwicklung in den letzten 100 Jahren vollkommen überzogen. Milchpulver, Gluten und Soja in allen Lebensmitteln verursachen Lebensmittelunverträglichkeiten. Weißmehlprodukte, hochverarbeitete Fertiggerichte und Konserven bieten zu wenige Vitalstoffe, kaum Vitamine, und viel zu wenig Mineralstoffe und Ballaststoffe. Die Zahlen der Übergewichtigen, der Zuckerkranken sowie der Herzkreislaufpatienten steigen ständig weiter. Die Massentierhaltung lässt uns erschauern bis verzweifeln und produziert regelmäßig Skandale sowie Antibiotikaresistenzen und belastetes Grundwasser. Der gesundheitliche Nutzen von homogenisierter Milch oder von Wurst, die lange Listen an Füll- und Zusatzstoffen enthält, ist mehr als zweifelhaft. Insgesamt ist unsere Ernährung zu reich an Kohlehydraten und gehärteten Fetten und zu arm an wertgebenden Inhaltsstoffen, die in Rohkost stecken: in Wildkräutern, Beeren, Nüssen und Biogemüse. Übrigens gibt es –  wo Hygienegesetze es zulassen –  Rohmilch (bzw. Vorzugsmilch) und Rohmilchkäse, Butter, Sauermilch und Quark, die alle nicht höher als die bei Rohkost geforderten 40 °C erhitzt werden. Milchprodukte sind Veganern aber auch vielen Rohköstlern jedoch ein Dorn im Auge, weil es sie in der Steinzeit noch nicht gab. Und rohes Fleisch? Ein Hygieneproblem, abgesehen von Tartar und Sushi – jedoch warum nicht. Wer aber richtig urköstlich leben will, der sollte beim Eiweiß und Fett vermutlich auf Insekten umsteigen.

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